Buddhismus

Die erste Berührung war schon im 2. oder 1. Jh. v. Chr. erfolgt, als die West-Han nach Zentralasien vorgedrungen waren. In den kleinen Oasenkönigreichen gab es bereits einzelne buddhistische Gemeinden, Gründungen indischer Wandermönche. Auf den Karawanenwegen nach Osten, über die Seidenstraße, jener gewaltigen Handelsader, die ganz Asien durchquerte, gelangten die ersten buddhistischen Mönche im 1. Jh. v. Chr. nach China.

Die früheste Gemeindebildung ist aus dem Jahr 65 n. Chr. belegt in der Hauptstadt der Östlichen Han, Luoyang. Eine fromme Legende berichtet aus dieser Zeit vom Traum des Kaisers Ming Di, dem eine Goldene Gestalt über dem Palast schwebend erschienen sei. Als die kaiserlichen Räte sie als Buddha deuteten, habe der Kaiser Boten nach Indien geschickt. Von dort brachten zwei Mönche buddhistische Schriften auf weißen Pferden nach Luoyang. Wo die Pferde stehen blieben gründeten die Mönche den ersten buddhistischen Tempel Chinas: den „Tempel der weißen Pferde“. Mit dieser Gründung verbinden die chinesischen Buddhisten die Einführung der Lehre des Buddha. Es sollte jedoch noch drei Jahrhunderte dauern, bis der neue Glaube mit der Wandlung der chinesischen Gesellschaft zu wirken begann und Eingang fand in die einflussreiche chinesische Oberschicht.

Denn der Buddhismus wurde zunächst als durchaus fremdartig empfunden, ja, als eine barbarische Lehre. Ihr Kern musste dem weltzugewandten Denken der Chinesen unverständlich und geradezu absurd erscheinen: der Schluss aus der unausweichlichen Erfahrung des Leidens, dass es das Erstrebenswerteste sei, nie wieder geboren zu werden. War es doch das höchste Ziel des daoistischen Weisen, Unsterblichkeit zu erlangen. Und nach Konfuzius hatte jedermann die Pflicht zur Zeugung von Nachkommen, nicht zuletzt wegen der Ahnenopfer, welche unabdingbar waren für das Wohl von Familie und Staat. Mönchtum und Zölibat wurden geradezu als asozial empfunden. Mönch werden wurde umschrieben mit „die Familie verlassen“ (chu jia). Es war also kaum ein größerer Gegensatz denkbar, als chinesische Weltverbundenheit und buddhistischer Weltverzicht. Und dennoch gelang es dem Buddhismus, sich chinesischem Geist so anzuverwandeln, dass er zur dritten der großen Lehren Chinas wurde.

Die Form, in welcher der Buddhismus China erreichte, war das Ergebnis einer Wandlung der ursprünglichen Lehre Buddhas, die sich schon in Indien vollzogen hatte. Während Buddha selbst noch den schweren, asketischen Weg der Selbsterlösung lehrte, ohne den Beistand von Göttern, war die neue Richtung dem volkstümlichen Bedürfnis nach Anschaulichkeit und Erlösungshilfe gefolgt. Es entwickelte sich ein Pantheon aus Göttern und götterähnlichen Gestalten, zu denen die Menschen in unmittelbare Zwiesprache treten konnten. Die populärsten dieser Nothelfer waren die Bodhisattvas (chin. pu sa), erleuchtete Wesen, welche darauf verzichtet hatten, ein Buddha zu werden, um die Menschen und alle Lebewesen der Erlösung zuzuführen. Nun gab es nicht nur einen, den historischen Buddha, sondern unendlich viele. Auch sie wurden jetzt bildlich dargestellt und konnten von den Gebeten der Gläubigen erreicht werden. Die alte Schule kannte nämlich das Bildnis des Buddha nicht, da er ja ins Nirvana eingegangen war. Die neue Glaubensrichtung nannte sich „Mahayana“, „Großes Fahrzeug“ (zum Heil).

Aus den Lehrreden des Buddha, den Sutras, hatten die indischen Maler- und Bildhauerschulen einen Kanon der bildnerischen Sprache entwickelt, der einmal die geschilderten Heilsgeschehnisse illustrierte, wie etwa die 547 Jatakas, die Vorgeburtsgeschichten Buddhas, oder seine Wundertaten. Dann aber auch Regeln für die Anordnung, Haltung, Zeichen und Attribute der geheiligten Personen oder Wesenheiten.