Bronzen

All diese Motive überziehen wie ein dichtes Geflecht die Oberfläche von Waffen und Gefäßen aus Bronze. Mit der Erfindung des Bronzegusses und seiner Weiterentwicklung gelang den Shang eine der ganz großen Leistungen der Weltkunst. Die Bronzegefäße gewannen eine ungeheure Bedeutung für den Herrscher. Sie wurden zu Insignien der Macht. Ihre Vernichtung war gleichbedeutend mit Untergang und Tod für Königshaus und Staat. Daher war nur der königlichen Sippe der Besitz solcher Ritualbronzen vorbehalten. Sie waren eng verbunden mit dem Ahnenkult. Die Ahnen waren es, welche die königliche Macht verliehen und ihre Nachkommen schützten.

Bei der Bestattung einer hochgestellten Persönlichkeit wurden die Gefäße in einem aufwendigen Zeremoniell zur Bereitung und Aufbewahrung von Opferspeise und -getränken benutzt, ehe man sie mit dem Toten begrub. Inschriften konnte man entnehmen, dass solche Gefäße aus Anlass der Totenfeier für Mitglieder des Königshauses gegossen wurden. Man fand Bronzekessel bis zu 1,33 Meter Höhe und 875 Kilogramm Gewicht. Für bestimmte Funktionen bildete sich ein Formenrepertoire heraus, das in einer Fülle von Variationen erscheint. .

Speisezubereitung:

  1. ding: Dreifußkessel rund, Bügelhenkel am oberen Rand.

  2. fang ding: Vierfußkessel, quadratisch, Bügelhenkel am oberen Rand. Oft sind sie fast mannshoch. Unter den säulenartigen Füßen war Raum für eine Feuerstelle.

  3. li: kleinere Dreifußgefäße, rund, Bügelhenkel am oberen Rand. Ihre Form erinnert an Tiereuter.

  4. xian oder yan: kleinere Gefäße zum Aufwärmen der Speise, drei- oder vierfüßig, rund mit und ohne Henkel. Sie sind zweiteilig. Der obere Teil ähnelt einem Topf, der untere der Euterform des li.

Speiseaufbewahrung:

  1. fang yi: Viereckgefäß auf niedrigem Sockel mit Deckel in Form eines Walmdaches.

  2. you: nach unten ausgebauchtes, rundes oder rechteckiges Gefäß auf Sockel mit Deckel und Eimerhenkel.

  3. hu: großes vasenartiges, gebauchtes Gefäß mit Deckel auf niedrigem Sockel.

  4. lei: weitbauchige Vase mit verengter Öffnung.

  5. zun: große Vase mit weit ausladender Öffnung.

Gefäße zum Ausgießen und Trinken des Opferweins:

  1. gu: hoher zylinderförmiger Kelch, in der Mitte verengt.

  2. he: drei- oder vierfüßige euterförmige Kanne mit Deckel und runder Ausgusstülle.

  3. jia: Dreifuß mit vasenförmig ausladendem Rand mit zwei kleinen schirmförmigen Griffen am oberen Rand und einem Ohrenhenkel.

  4. jue: Dreifußkanne mit spitz zulaufenden Füßen, langer, offener Ausgusstülle und zwei kleinen schirmartigen Griffen am oberen Rand sowie einem seitlichen Ohrenhenkel.

Wassergefäße zur rituellen Waschung:

  1. pan: flache, offene Schale auf niedrigem Ringfuß.

  2. he: wie zur Weinausgießung.

  3. yi: socierartiges Ausgießgefäß.

Späte Gefäßtypen der Nach-Shang-Zeit:

Speiseaufbewahrung:

  1. dou: meist kugelförmige Vase mit enger Öffnung auf hohem, kelchartigen Fuß.

  2. fu: rechteckiger Kasten auf vier flachen Füßen. Der Deckel ist identisch und umgekehrt aufgesetzt.

  3. dui: kugelförmiger Dreifuß. Schale und Deckel bestehen aus zwei Halbkugeln.

Wasser:

  1. jian: tiefe Schale auf Ringfuß.

Eine besondere Gruppe stellen die tierförmigen Gefäße dar. In der Frühzeit sind es meist die Deckel, welche zu grotesken, monsterartigen Wesen umgeformt sind. Der Tiger wird zu einem dämonischen Ungeheuer, die Schnecke gleicht eher einem Drachen . Je nach Funktion werden sie den genannten Gefäßtypen zugeordnet. Hauptsächlich dienten sie zum Ausschenken des Opferweins.

Eine Gattung dieser Tierdeckelgefäße (guang) besitzt eine innere Trennwand und diente zum Mischen von Wasser und Wein. Allmählich nahm der gesamte Behälter Tiergestalt an, sodass die ursprüngliche Form nicht mehr erkennbar war. Diese Gefäße ordnete man gewöhnlich dem Weinbehälter (zun) zu.

Mit diesem in der Frühzeit entwickelten Gefäßkanon war ein Formenreichtum geschaffen, aus dem die gesamte spätere Kunst schöpfen sollte. Insbesondere in der Keramik wurden die Prototypen der frühen Bronzekunst aufgegriffen und variiert, den Grundtypen jedoch nur selten Neuschöpfungen hinzugefügt.

Wenn auch die Bronzegefäße die rituell wichtigsten Produktionen darstellten, so schuf man zugleich Schwerter, Äxte, Spiegel und Glocken aus Bronze, deren künstlerisches Niveau dem der Sakralgefäßen nicht nachsteht. Ihre malachitgrüne Patina ist heute ein typisches Merkmal der archaischen Bronzen. Ursprünglich besaßen sie jedoch einen dunklen, mattglänzenden Ton, der von einem Goldbraun bis zu einem silbrigen Grau reichte.

Die bislang ältesten Kolossalbronzen, zwei rechteckige Speisegefäße vom Typ „fang ding“, fand man in Zhengzhou, Provinz Henan .