Keramik
Wie die Keramikplastiken von Yixian einen Höhepunkt der figürlichen Skulptur darstellen, so erwuchs aus dem gleichen Material eine kaum übertroffene Gebrauchskunst, die Song-Keramik. Ihre hervorstechendste Eigenart ist eine schlichte Eleganz, auch bei einfachen Vasen, Tellern oder Schalen. Die Formen wirken weniger kraftvoll und abwechslungsreich als die Tang-Ware, dafür graziler und sparsamer in den Mitteln. Das Porzellan erreichte technische Vollkommenheit. Man stellte es so dünnwandig her, dass es lichtdurchlässig wurde, oft nur mit einem Hauch von Glasur versehen über einem eingeritzten Dekor. Von den vielfältigen Glasurtechniken wurde das jade- bis olivgrüne Seladon am berühmtesten . Diese Ware erreichte als das erste chinesische Porzellan Europa. Die bewunderungswürdige Wirkung zahlreicher Dekorformen gelang nur durch komplizierte Verfahren und mehrfache Brennvorgänge. So wurden z. B. großzügig aber präzise gezeichnete Pflanzenmuster im Negativ in eine dunkelbraune Glasur eingeritzt oder ausgespart und dann mit einem Grünton überfangen. Meist besteht ein Zusammenhang zwischen reichem Dekor und einfacher, klarer Gefäßform. Komplizierte Ware wie Vasen mit Vogelkopfhenkeln, tierköpfigen Ausgüssen oder eingeschnittenem Reliefdekor ist meist nur mit einem einzigen Glasurton versehen, der zuweilen changiert . Undekorierte Gefäße wurden gern mit einer einfarbigen Glasur überzogen, die durch feines Krakelee die Oberfläche belebt .
Diese Geschmackskunst von erlesener Eleganz entspringt den ästhetischen Vorlieben und der verfeinerten Lebensführung einer höfischen Gesellschaft, in der jede Art von Kunstübung einen hohen Stellenwert einnahm. Am höchsten bewertet jedoch war neben der Kalligraphie die Malerei.