Weltliche Plastik

Einer gänzlich anderen Sphäre gehört eine Gruppe kleiner Tonfiguren an, deren Lebendigkeit unbelastet von hierartischen Normen und Vorschriften Humor und Lebensfreude ausstrahlt: Schauspieler des Volkstheaters.

Vollständig unkonventionell werden sie in den verschiedensten Haltungen und Bewegungen gezeigt, in unterschiedlichen Kostümen tanzend, die Arme nach oben werfend, sich die Hände reibend oder durch zwei Finger pfeifend . Ihre Gesichtszüge spiegeln eine ganze Skala von Charakteren und Emotionen: Schalk oder Tumbheit, Freude oder Missmut, Zorn oder Trauer.

Schon in der Han-Zeit waren Darstellungen von Musikern, Tänzern oder Akrobaten beliebt. Sie dienten der Zerstreuung vornehmer Herrschaften, wie Grabreliefs und Tonplastiken verraten. Und ebenso dürften akrobatische Vorstellungen, Pantomimen, Gaukler, Possenreißer und Geschichtenerzähler nicht nur in hochgestellten Kreisen aufgetreten sein, sondern waren auch im Volke hochgeschätzt. Es waren Vorformen des Theaters.

Die Blüte des volkssprachigen Theaters unter den Yuan ermöglichte nun die Aufnahme all jener Gestalttypen, welche von den zeremoniellen Aufführungen in der Hochsprache ausgeschlossen gewesen waren. Vor der Yuan-Zeit standen theaterähnliche Ereignisse dem höfischen und religiösen Ritus näher und waren ausschließlich Sache der Gebildeten.

Gewiss war deren Einflusslosigkeit im Politischen die Hauptursache für die Entfaltung des klassischen chinesischen Theaters während der Yuan-Dynastie. Jedoch mochte eine Tendenz, welche in der Überlieferung des Herrschervolkes lag, diese Entwicklung bestärkt haben.

Von allen kulturellen Disziplinen standen den Mongolen die darstellenden Künste am nächsten. Denn Musik und Tanz sowie das Erzählen oder der Gesangsvortrag mündlich überlieferter Stoffe fanden sich in ihrer eigenen Tradition. Die Stellung des Barden war ehrenvoll. Wenn auch die wenigsten der mongolischen Herrn des Chinesischen, und zumal der Volkssprachen, mächtig waren, so konnte die Sprachbarriere im Theater doch keine allzu große Rolle gespielt haben, denn die Stücke waren durchsetzt mit pantomimischen und akrobatischen Einlagen. Somit genossen Oper und Schauspiel mongolische Duldung, wenn nicht sogar Förderung, trotz mancher antimongolischer Anspielungen.

Die Protagonisten dieser Theaterformen, erstmals wahrhaftige Komödianten, konnten nun in höchst lebendigen Darstellungen auch als Sujets der bildenden Kunst auftreten.