Geschichte

Nach dem Sturz der Han-Dynastie begann eine Periode der Wirrnis und des Umbruchs, aber auch der Neuorientierung im Geistigen. Diese unruhige, leidvolle und durch neue Impulse zugleich fruchtbare Zeit sollte fast 400 Jahre dauern.

Zunächst bildeten sich drei kurzlebige Reiche, die sich untereinander bekämpften: Wei im Norden, Shu im Westen, Wu im Süden. Für kurze Zeit gelang es der neu emporkommenden Dynastie der Westlichen Jin ganz China zu einigen (256-316 n. Chr.). Als erneut Steppennomaden in Nordchina eindrangen, brach auch dieses Regime zusammen. Die Überlebenden des Jin-Kaiserhauses flohen in den Süden, wo sie ein neues Machtzentrum bildeten mit Jiankang als Hauptstadt, dem heutigen Nanking. Von diesem Zeitpunkt an werden sie als Östliche Jin bezeichnet. Ihnen folgten in der Herrschaft über das Yangzi-Becken und die südlichen Gebiete die Dynastien Liu Song, Südliche Qi, Liang und Chen. Die spätere Geschichtsschreibung erkannte nur diese sechs chinesischen Dynastien als legitim an. Die sich im Norden formierenden, ebenfalls meist kurzlebigen Barbaren-Dynastien galten als illegitim. Seit 316 war das Land also gespalten in die Nördlichen und Südlichen Dynastien mit dem oft umkämpften Tal des Huai-Flusses als Demarkationslinie.

Im Norden entstanden neben- und nacheinander sechzehn Staaten. Es waren Turkstämme und Mongolen aus den Steppen Innerasiens, welche nach chinesischem Vorbild Staatsgründungen versuchten, unter ihnen Tibeter und Hunnen.

Am erfolgreichsten war der Turkstamm der Toba, denen es gelang, für 150 Jahre ein stabiles Regime zu etablieren. Sie gaben sich ebenfalls den Dynastie-Namen Wei (386-535). Nach ihrer im Norden von Shanxi an der Großen Mauer gelegenen Hauptstadt Dai (heute Datong) werden sie Nord-Wei genannt. 535 spalteten sich die Nord-Wei in Östliche und Westliche Wei, gefolgt von den Nord-Qi im Osten und den Nord-Zhou im Westen, bis sie 581 von der aufsteigenden chinesischen Sui-Dynastie liquidiert wurden.

Diese von Nicht-Chinesen getragenen Dynastien spielen in der Kunstgeschichte eine wichtige Rolle, da sie als Stifter und Förderer die Schaffung von Kunstwerken ermöglichten, von denen bedeutende Schöpfungen auf uns gekommen sind, insbesondere in der Bildhauerei. Die verschiedenen, deutlich unterschiedenen Stilphasen tragen ihre Namen nach diesen Dynastien.

Die Nord-Wei zogen chinesische Beamte und Berater an ihren Hof, dessen Zeremoniell bald das der Han-Kaiser imitierte. Chinesisch wurde die Hofsprache, das Idiom der Toba vom Hofe verbannt. Clan-Namen wurden sinisiert, chinesische Kleidung Vorschrift, Mischehen zwischen Toba und Chinesen gefördert. Dies betraf die führenden Schichten, wodurch ein toba-chinesischer Beamtenadel entstand. Demgegenüber bestanden die Gegensätze zwischen Steppenkriegern und nomadisierenden Hirten auf der einen Seite, und der Masse der chinesischen Ackerbauern auf der anderen, fort. Dennoch war die Assimilierungskraft der chinesischen Gesellschafts-Struktur so übermächtig, dass Ende des 6. Jhds. bei der erneuten Einigung Chinas alle fremden Volksgruppen im Chinesentum aufgegangen waren.

Wegen ihrer, im Verhältnis zu der unterworfenen Bevölkerung, geringen Zahl mussten sich die Nord-Wei mehr und mehr auf eine chinesische Verwaltung stützen, was zu einem steigenden Einfluss der einheimischen Beamten-Aristokratie führte. Zu ihren Privilegien gehörte Landbesitz, den sie zu mehren wusste, trotz der Landverteilungsgesetze, mit welchen die Wei eine Neubesiedelung entvölkerter Regionen zu fördern suchten. So entstanden wiederum Großgrundbesitz hier, durch Krieg und Flucht entwurzelte Massen dort, die meist nur als Hörige oder Pächter ihr Auskommen finden konnten, in ihrer Abhängigkeit der Ausbeutung durch Staat und Grundherrn ausgeliefert.

Der existenzbedrohenden Unsicherheit solcher Lebensverhältnisse entsprach eine Orientierungslosigkeit im Geistigen, eine Suche nach Auswegen, nach Erlösung.

Dieses Lebensgefühl beherrschte offenbar alle Kreise. Selbst die herrschenden Schichten konnten sich ihrer bevorzugten Situation nie dauerhaft sicher sein.