Monumentalplastik
Welche Hochschätzung dem Pferd entgegengebracht wurde, zeigt die Grabanlage des Generals Huo Qu Bing (gest. 117 v. Chr.) bei Xingbing, Provinz Shaanxi . Hier erscheint das Pferd als Thema der frühesten bekannten Monumentalskulpturen eines Grabwegs. Das Tier wirkt massig und schwer. Stärke und Vitalität, die es ausstrahlt, verdankt es gerade der rigorosen Vereinfachung, ja Rohheit seiner Bearbeitung. Sieghaft erhebt es sich über einem niedergetretenen Barbaren, symbolisch für die Taten des Reitergenerals. An diesem Grabweg fanden sich weitere Steinplastiken von primitiver Gewalt (heute im Museum von Xi’an): Pferde, Tiger, Büffel und rätselhafte, vermutlich dämonenabwehrende Monster. Ganz im Unterschied zu den sensibel modellierten Kleinbronzen und -keramiken der Han oder ihren verfeinerten Reliefs, bricht sich ein ungebändigter Wille zur Monumentalität Bahn. Im Grunde handelt es sich nicht um Freiplastiken, sondern um freistehende Reliefs, die von beiden Seiten in den Bock geschlagen sind. Die künstlerische Sprache ist summarisch, knapp und treffend, dicht am Rande barbarischer Wildheit.
Eine weitere Großplastik der Han-Zeit wurde in Dujiangyan, Provinz Sichuan, unweit der berühmten Kettenbrücke von Anlan aufgefunden. Laut Stifter-Inschrift (168 n. Chr.) handelt es sich um die Statue des Li Bing, der im zweiten Jahrhundert v. Chr. Präfekt in Sichuan war und dort ein weitverzweigtes Bewässerungssystem ausbaute . Wegen seiner segensreichen Wirkung wurde er zu einer volkstümlichen Gestalt. Die fast drei Meter hohe Steinfigur stellt einen Mann dar mit behäbig rundlichem Gesicht, im langärmeligen Beamtenhabit und der Mandarinsmütze. Die klare Behandlung der Körpervolumen entspricht in ihrer vereinfachenden Monumentalität einer Grundhaltung der Steinskulptur nachfolgender Epochen.