Konfuzianismus
Die Staatsphilosophie der Han-Zeit, der Konfuzianismus, konnte kaum noch als Richtschnur dienen. Die Werte, auf die er sich stützte, nämlich die kollektive Ordnung von Staat und Familie, waren zerrüttet. In Zeiten andauernden Umbruchs waren seine statischen Grundanschauungen fragwürdig geworden. Danach empfing der Kaiser sein Mandat vom Himmel, da er durch seine Tugend die kosmische Harmonie herstellte, indem er die soziale Ordnung mit der natürlichen in Übereinstimmung brachte. Sein Vorbild wirkte in Abstufungen auf die Untertanen bis in die Familie hinein, welche ein genaues Abbild des hierarchisch geordneten Staates zu sein hatte. Dem landbesitzenden Adel, der vorwiegend die Beamtenschaft stellte, fiel die Führungsrolle über die unteren Schichten zu, da allein seine moralische Integrität eine gute Regierung sicherstellte. Keine andere Klasse konnte und durfte diesen Anspruch erheben. Zerbrach die soziale Ordnung und kam es zu Revolten, so war dies ein Zeichen für die mangelnde Tugendhaftigkeit des Kaisers. Wurde er gestürzt, so hatte ihm der Himmel sein Mandat entzogen. Revolution war also im konfuzianischen Verständnis zulässig, ja Verpflichtung, aber nur um einen tugendhaften Herrscher einzusetzen, nicht aber um die soziale Ordnung zu ändern, also die „naturgegebene“ Klassenstruktur. Sittliche Erziehung war ein Zentralbegriff des Konfuzianismus, Grundpfeiler von Familie und Staat. Soziale Gesittung wurde durch strenge Einhaltung der Riten eingeübt, äußeres Zeichen innerer Moral. Ohne Riten war die Ahnenverehrung undenkbar, eine der höchsten Tugenden des Konfuzianers. Dies schlug sich auch in der Grabkunst nieder.
Erst in Zeiten einer gefestigten Staatsordnung konnte die konfuzianische Doktrin wieder wirksam werden.