Geschichte
Dem Realismus in der Kunst der Streitenden Reiche entsprach eine krasse Realpolitik der Feudalstaaten. Aus dem Kampf aller gegen alle ging ein Randstaat siegreich hervor, welcher am rücksichtslosesten seine Gegner ausschaltete: Qin im äußersten Westen.
Durch rigorose Reformen innerlich gefestigt, im Kampf mit den benachbarten Steppenvölkern geübt, verschlang dieser halbbarbarische Staat ein Königtum nach dem anderen „wie eine Seidenraupe ein Maulbeerblatt verschlingt“. Im Jahre 221 v. Chr. sah sich König Zheng, „der Tiger von Qin“ (259-210 v. Chr.), als alleiniger Herrscher im Reich der Mitte. Er nahm den Titel „Qin Shihuang Di“ an, „Erster Vergöttlichter Kaiser von Qin“. Vom Namen seines Staates ist das Wort China abgeleitet. Das Kaiserreich, das er gründete, sollte in seinen wesentlichen Zügen fortbestehen bis zum Jahre 1911. Insbesondere geht auf ihn der einheitlich verwaltete Beamtenstaat zurück.
In seiner relativ kurzen Regierungszeit gelang ihm ein Reformwerk von gewaltigen Ausmaßen, welches das politische und gesellschaftliche Leben für die Zukunft prägte. Er vereinheitlichte das Münzwesen, Maße und Gewichte sowie die Spurbreite der Wagen und ließ entsprechende Straßen im ganzen Reich anlegen. Er standardisierte die Schrift, welche sich in den unterworfenen Staaten unterschied und schuf einen umfangreichen Gesetzeskodex. In seiner Hauptstadt Xianyang, nahe dem heutigen Xi’an, ließ er gewaltige Paläste von ungeheurer Pracht errichten. Die Paläste sämtlicher unterworfener Könige und Feudalherrscher wurden maßstabgetreu in der Hauptstadt errichtet, wohin die ehemaligen Herrscherfamilien zwangsweise umgesiedelt wurden. Auf diese Weise waren in der Metropole sämtliche Lokalstile des Riesenreichs versammelt.
Die konfuzianische Geschichtsschreibung wirft dem Ersten Kaiser Bücherverbrennungen vor, womit er die traditionellen Lehren des Konfuzianismus bekämpfen wollte, die ideologische Stütze des Feudalismus. Daneben steht eine Leistung, die bis heute Bestand hat: der Bau der Großen Mauer. Ausgehend von Teilstücken der ehemaligen Nordstaaten, verband er diese zu einem zusammenhängenden Grenzwall von 2.400 Kilometer Länge als Schutz gegen die Steppen-Nomaden, unter denen die Hunnen zu einer gefährlichen Macht aufgestiegen waren.
Nicht zuletzt die gewaltigen Bauunternehmungen der Qin, die daraus resultierenden Steuerlasten und Zwangsrekrutierungen waren es, welche nach dem Tode des Ersten Kaisers zu Aufruhr und Chaos führten und den Untergang der Dynastie besiegelten.