Malerei

Die Malkunst der Zhou-Zeit ist in so spärlichen Resten belegt, dass wir uns im wesentlichen auf die geschilderten Reliefs verlassen müssen, um eine Vorstellung ihrer Kompositionsauffassung und Flächengestaltung zu gewinnen.

Wenn auch diese grundsätzlichen Elemente übereingestimmt haben dürften, da sie einer gleichen Weltsicht entsprangen - denn diese bestimmt den künstlerischen Ausdruck und nicht so sehr die Technik - so sei doch darauf hingewiesen, dass während der etwa neunhundertjährigen Epoche Entwicklungen stattgefunden haben, wie sie etwa die Bronzen widerspiegeln. Hinzu kommt ein starker Regionalismus im Politischen, der sich seit der Zeit der Frühlings- und Herbstannalen (770-481 v. Chr.) immer deutlicher abzeichnete bis in die Periode der Streitenden Reiche (481-221 v. Chr.). Dieser Regionalismus, der bei der Größe des Landes auch schon in der Shang-Zeit bestanden hatte, die Betonung staatlich er Eigenständigkeit, kann nicht spurlos an den kulturellen Bestrebungen der einzelnen Reiche vorübergegangen sein. Was bisher bekannt ist, stammt aus der Spätzeit. Aus Gräbern des 5. bis 4. Jahrhunderts in Changsha (Provinz Hunan) bargen chinesische Archäologen bemalte, rechteckige Seidentücher. Eines trägt im Hauptfeld Schriftzeichen. Ringsum an den Rändern sind bisher nicht identifizierte Gegenstände, phantastische Tiere und ein dreiköpfiger Mann angeordnet. Eine solche Gestalt mit drei Köpfen findet sich auch auf einer der sogenannten Jagdbronzen der späten Zhou-Zeit. Die Tuchecken sind mit Blattmustern besetzt. Zarte, schwarze Konturlinien umspielen leichte Blautöne und vorwiegend Rot.

Ein anderes Seidentuch trägt einen Phantasie-Vogel, einen Pfau oder Phönix, außerdem einen Drachen. Die Hauptfigur stellt eine Frau in einem prächtigen langen Gewand dar . Eine weitere Seidenmalerei zeigt einen Schwert-tragenden Mann, der einen Drachen, welcher ihn umwindet, mit Hilfe einer Stange oder eines Seils zu dirigieren scheint. Darüber schwebt ein Ehrenschirm, Adelszeichen wie das Schwert. Die Schnüre des Schirms sind wie vom Wind bewegt horizontal angehoben, ebenso wie die Schnüre der Kopfbedeckung des Mannes. Ein durch die Lüfte zum Himmel aufsteigender Drache – ein Glückszeichen. Sein Lenker ein Magier oder einer der Unsterblichen wie sie später oft dargestellt wurden? Vielleicht aber auch eine Totenseele, die ins Jenseits aufsteigt. Ein Fisch, der als Karpfen identifiziert wurde, Zeichen der Ausdauer, und ein Kranich, der langes Leben versinnbildlicht, ergänzen die Darstellung. Die sparsame Farbgebung, wobei hier auch Weiß und Gold verwendet wurden, ist von einer feinen, flüssig gemalten Umrisszeichnung umschlossen. .

Bei diesen Seidentüchern handelt es sich vermutlich um Seelenbanner siehe auch, die bei den Totenfeiern Verwendung fanden, um die Abgeschiedenen zurückzurufen. Kehrten sie nicht zurück, so war ihnen auf den Bannern der Weg ins Jenseits vorgezeichnet mit all seinen Hindernissen und Gefahren, versehen aber auch mit Schutzwesen, welche die Toten geleiten sollten.

In der Provinz Hunan legte man Gräber des Südstaates Chu frei, zur Zeit der Streitenden Reiche der größte und mächtigste. Man fand Wandmalereien im Stile der späteren Westlichen Han. Da es keinen Hinweis dafür gibt, dass die Han diese Gräber neu besetzt und ausgeschmückt haben, scheint diese uns von späteren Beispielen bekannte Malerei etwa in dieser Periode entstanden zu sein.

Im Grab des Markgrafen von Zeng, Zeng Houyi in Shixian (Provinz Hubei), der offenkundig unter dem Einfluss von Chu stand, wie Inschriften zeigen, entdeckte man neben einer Fülle von teilweise einzigartigem Grabgut auch Lackmalereien auf Holzkästen und -gefäßen, auch solche, die sich mit Astronomie befassten: sie stellen 28 Sternbilder dar siehe auch.

Etwa in die gleiche Zeit, also das 4.-3. Jhd. v. Chr., gehören Bruchstücke von Wandbildern, die man in einer Galerie des Qin-Palastes von Xianyang (Provinz Shaanxi) freigelegt hat. Zu erkennen sind noch eine Gruppe von Soldaten und ein Wagen mit vierfachem Pferdegespann. Der Fries war ehemals starkfarbig: schwarze Konturierung, einige Weißfelder, dazu Blau, Grün, Gelb, Braun und Purpur. Man hält diese Fragmente für die bislang ältesten Wandmalereien der chinesischen Kunst .