Architektur

Ihr erster Palast in Qishan, Provinz Shaanxi, zeigt die typischen Merkmale der Shang-Architektur: Fundamente aus gestampfter Erde, in welche die Stützpfeiler rechteckiger Gebäude eingelassen waren. Aus Tiefe und Abstand der Pfostenlöcher ließ sich ihre Gestalt rekonstruieren. Sie besaßen stark geneigte Traufdächer. Die Haupthalle hatte außer den inneren Stützpfeilern einen äußeren Säulenumgang. Die nichttragenden Wände zwischen den Pfosten bestanden aus Stampferde, die von einer Schalung aus dünnen Baumstämmen oder Astflechtwerk gehalten wurde.

Sowohl die Konstruktion als auch die Gesamtanlage des Palastes enthalten alle charakteristischen Elemente der späteren chinesischen Architektur. Der Grundriss des Palastbezirks lässt ein Rechteck erkennen, das sich in süd-nördlicher Richtung erstreckt. Entlang den Längsseiten und der nördlichen Schmalseite reihten sich Gebäude, denen eine umlaufende Galerie vorgelagert war. Die Haupthalle lag quer zur Süd-Nord-Achse auf einer Terrasse und war von Süden durch drei Eingänge zu betreten. Dieser Querriegel bildete zwei Innenhöfe, die vertieft lagen: einer südlich vor der Halle, einer nördlich hinter ihr. Das Palasttor lag im Süden. Eine freistehende Quermauer davor versperrte den direkten Zugang. Sie sollte Dämonen und anderen unheilvollen Mächten den Zugang verwehren, da diese sich nach alter Vorstellung nur geradeaus bewegen können.

Dieses Planschema hat die chinesische Architektur grundsätzlich nicht mehr verlassen. Es galt für die verschiedensten Bauaufgaben, ob Gehöft, Bürgerhaus, Tempel, Kloster oder Grabanlage - bis hin zum Kaiserpalast, ja sogar die Stadtplanung suchte man dieser Idealform anzugleichen.

Neben ausgedehnten Palästen und Ahnenschreinen ist in Texten der Zhou- und der Han-Zeit immer wieder die Rede von einer „Halle des Glanzes“ (ming tang) siehe auch. Es ist ein Gebäude, das mit einem Ritual zu tun hatte, welches die königliche, vom Himmel verliehene Macht manifestierte. Der Sohn des Himmels brachte mit diesem Ritual die irdischen und die kosmischen Kräfte in Übereinstimmung. Nach einer von vielen unterschiedlichen Beschreibungen soll der König in verschiedenen Räumen des Gebäudes gethront haben, je nach Monat und Jahreszeit und entsprechend dem Lauf der Sonne. Von der Erscheinung eines solch bedeutsamen Bauwerks lässt sich aus den Ritualbüchern kein eindeutiges Bild gewinnen. Einmal wird es als weitläufiger Palast geschildert, dann aber wieder als strohgedeckter Schrein mit nur einem Raum oder als anscheinend turmartiges Gebäude.